Ohne die beachtliche Leistung aller Pianisten beim letztmaligen, Corona-bedingt programmierten Stars-von Morgen -Konzert-Marathon aus der mdw-Klasse LILYA ZILBERSTEIN schmälern zu wollen: Aber er spielte alle anderen in den Schatten: der 27-jährige Chinese ANTONIO CHEN GUANG! Und deshalb wurden er und Programm-Erfinder MAXIM SELOUJANOV gebeten, noch einmal im Roten Salon der OESTIG LSG aufzutreten. Er studiert dafür komplett neue Stücke ein, sodass jenes Publikum, das ihn bereits erleben durfte, auf ein Neues überrascht werden wird.
Was ihn von anderen unterscheidet, ist seine absolute Verinnerlichung der Noten, sodass man das Gefühl hat, er hätte alle Stücke selbst komponiert. Jede Phrase wird zu seiner künstlerischen Aussage, jedes Stück zu seinem Statement. Wo man bei anderen Pianisten die Beherrschung der Schwierigkeit und der Länge klassischer Werke bewundert, fällt einem beides bei CHEN GUANG gar nicht erst auf, im Nu scheint der von ihm gespielte Klaviergenuss zu Ende, und sei er in Wahrheit noch so lang. Er vereint Virtuosität mit Gestaltungswillen, nicht umsonst schwärmen große Persönlichkeiten von ihm, wie Paul Badura-Skoda: „Herausragendes Talent, sinnliche Musikalität, außergewöhnliche Technik, die Fortsetzung der Tradition unserer großartigen Musik“, oder wie Vladimir Ashkenazy: „Ausgezeichnete Pianotechnik und musikalisches Gefühl!“
Er beginnt mit BACHs drei-sätzigem Italienischen Konzert aus dem Jahr 1735, Teil 2 von dessen „Klavierübung“, das eine Ausnahmerolle in Bachs Gesamtwerk und auch gattungsgeschichtlich spielt. Das Klavier ahmt hier Klangfarben der Orchesterbegleitung nach und ist vom Barockstil beeinflusst. Russe SKRJABINs klare und 8 Minuten kurze „4. Klaviersonate“ in zwei Sätzen von 1903, hat als gedanklichen Subtext ein Gedicht, worin ein Stern von weit weg durch Nebel strahlt, worauf die triumphierende Sonne in freudiger Wellenbewegung durchbricht und vom Schöpfer verschlungen wird. Die impressionistischen Lichtreflektionen auf dem Wasser von DEBUSSY stammen aus dem 1. Buch von dessen Images (Bilder, 1905), worin sich die lautmalerische Interpretationsfähigkeit des Interpreten beweisen kann. In SCHUMANNs Carnaval, op.9 von 1837 spielt sich ebenfalls ein inneres Drama ab: In dem Klavierzyklus, bestehend aus 23 kurzen Charakterstücken, geht es um einen Maskenball, wo Figuren aus der Commedia dell´ arte (Pierrot, Harlekin) neben den Komponisten Chopin, Paganini, Schumanns späterer Ehefrau Clara Wieck (als Chiarina) sowie Schumann selbst als Eusebius und Florestan teilnehmen. Als gegenwärtige Draufgabe spielt CHEN GUANG schließlich „Versöhnung“ vom 1952 in Wien geborenen WALTER BACO, ein lebender Komponist, den Klassik-Pianisten sehr gerne wählen: denn seine Musik ist gemäß dem Titel nachvollziehbar.
ANTONIO CHEN GUANG, 1994 in einer chinesischen Musikerfamilie geboren, studierte in Peking, an der Juilliard School in New York bis 2012, diplomierte 2015 an der Accademia Internazionale Pianistica di Imola als jüngster Absolvent der Akademiegeschichte und bekommt nun bei Prof. Lilya Zilberstein an der mdw seinen letzten Schliff.
Er ist Laureat mehrerer internationaler Klavierwettbewerbe aufgrund seiner außergewöhnlichen Technik und seiner profunden, reifen musikalischen Sensibilität. Auftritte in den großen Konzerthäusern Europas, Amerikas, Afrikas und Asiens als Solist und mit Orchestern.
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Programm:
STARS VON MORGEN – Pianist ANTONIO CHEN GUANG
JOHANN SEBASTIAN BACH Concerto nach italienischem Gusto BWV 971
ALEXANDER SKRJABIN 4. Klaviersonate Fis-Dur, Op.30
CLAUDE DEBUSSY Images, Livre 1: Reflets dans l´eau
ROBERT SCHUMANN Carnaval, op.9
WALTER BACO Versöhnung
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STARS VON MORGEN
Klavier: ANTONIO CHEN GUANG
Moderation: MAXIM SELOUJANOV
29.10.2021, 19h30
Roter Salon der Oesterreichischen Interpretengesellschaft (OESTIG LSG), Wipplingerstraße 20 EG, 1010 Wien
Freie Spende
Reservierungen online oder unter: rotersalon(at)oestig.at