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Es war vor exakt zwei Jahren – während er im Rahmen der Serie „Stars von Morgen“ erstmals im Roten Salon der OESTIG LSG mit Südkoreaner Minjun Kim auftrat: als ob Narziss und Goldmund aus Hermann Hesses gleichnamigem Roman leibhaftig geworden wären. Der eine war besonnen, fein und schöngeistig in seinem Klavierspiel, der andere temperamentvoll, mitreißend und naturgewaltig, sodass die anwesende Jugend in Jubelgeschrei ausbrach. Und nun bestreitet der körperbetonte, mittlerweile 20-jährige „Goldmund“ aus Taiwan, SHIH-YEH LU, sein Konzert im Alleingang. – Eines können wir dabei seitens Roten Salons der OESTIG LSG beteuern: diesmal wird der Pianostuhl nicht knirschen, denn wir haben uns für diese Art von Virtuosität „gerüstet“, sodass das energetische Feuer so ausbrechen kann, wie es gewollt ist ...
Sein Programm beginnen wird der fortgeschrittene Student von Starpianistin LILYA ZILBERSTEIN mit BEETHOVENs 27-minütiger Klaviersonate Nr. 3 mit orchestralem Charakter aus dem Jahr 1795, die jener seinem verehrten Lehrer Josef Haydn widmete. Die ersten beiden Takte des ersten Satzes fließen als Quelle durch das Werk hindurch. Darauf folgt die Zehnminuten-Sonate von ALBAN BERG Piano Sonata Op. 1, die jener wiederum auf Anraten seines Lehrers Arnold Schönberg, als sein erstes Opus 1908 veröffentlichte. Das Werk wurde von einem Publikum, das nur Beethoven, Brahms und Schubert zu hören gewohnt war, unter Protesten wahrgenommen: aufgrund des nur einen, alles enthaltenden Satzes, statt der Vier, und des Harmonie- und Formverständnisses, das über die Spätromantik der Wiener Tradition hinausgriff. Erst zehn Jahre später wurde das Werk verlegt.
Auf die Pause folgen zwei recht kurze, temperamentvolle Stücke von FRANZ LISZT aus den 12 Transcndental Etüden, mit den Titeln Nr. 8, Wilde Jagd, und Nr. 10, Appassionata. Liszt hatte sie 1826 mit fünfzehn zu schreiben begonnen, 1837 erheblich überarbeitet und 1852 veröffentlicht. SHIH-YEH LU beschließt den Abend schließlich mit SCHUBERTs 1822 komponierter, 22-minütiger Wanderer Fantasie. In vier Sätzen wandert darin ein einziges Motiv, das sich in seiner Reinform in der Melodie des zweiten Satzes findet. Schubert zitiert jene aus seinem früheren Lied „Der Wanderer“. Es gilt als Schuberts technisch anspruchsvollstes Werk, das er selbst nie beherrschte: „Der Teufel soll dieses Zeug spielen!“, war seine Bemerkung dazu ... Liszt führte dieses Werk indessen beeindruckt oft und gerne auf und schrieb darüber sogar eine eigene Version mit Orchester.
Shih-Yeh Lu, 1999 in Taiwan geboren. Erster Klavierunterricht ab sechs bei der Mutter. In den folgenden vier Jahren von Hsiu-Shan LIAO und Ya-Hui LIN und anschließend bis bei Fang-Ying HSU in der Musikklasse für Hochbegabte an der Taichung Second High School unterrichtet. Ab 2016 bei Univ.Prof. Lilya Zilberstein an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Preisträger mehrerer Wettbewerbe: zuletzt im September 2019 beim NTD INTERNATIONALPIANO COMPETITION New York Outstandig Performance Award und einen Preis für die Auftragskomposition.
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Programm:
STARS VON MORGEN – Pianist SHIH-YEH LU
LUDWIG VAN BEETHOVEN Klaviersonate Nr. 3, Op. 2 Nr. 3 27 min
1. Allegro con brio
2. Adagio
3. Scherzo. Allegro
4. Allegro assai
ALBAN BERG Klaviersonate, Op. 1 10 min
----- Pause -----
FRANZ LISZT Aus 12 Transcendental Étuden
No. 8 in c-Moll, Wilde Jagd, 5,16 min
No. 10 in f-Moll, Appassionata 5,26 min
FRANZ SCHUBERT Wanderer Fantasie in C-Dur, Op.15 22 min
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STARS VON MORGEN
Klavier: SHIH-YEH LU
Moderation: MAXIM SELOUJANOV
14.11.2019, 19h30
Roter Salon der Oesterreichischen Interpretengesellschaft (OESTIG LSG), Wipplingerstraße 20 EG, 1010 Wien
Freie Spende
Reservierungen unter: rotersalon(at)oestig.at